Wenn mein Kind mal keine Lust auf den Unterricht hat – was tun?
„Mama, ich will heute nicht zum Ballett.“
Diesen Satz hören Eltern früher oder später wahrscheinlich einmal – und das ist ganz normal. Denn auch Kinder und Jugendliche haben Tage, an denen sie müde, abgelenkt oder einfach nicht motiviert sind. Wichtig ist, wie wir als Erwachsene darauf reagieren – verständnisvoll, aber mit einem liebevollen Blick auf das große Ganze.
Unlust gehört dazu – bei uns allen
Es ist wichtig zu verstehen: Ein „Ich will heute nicht“ ist kein Zeichen dafür, dass das Kind plötzlich kein Interesse mehr am Tanzen hat. Vielmehr ist es eine Momentaufnahme. Vielleicht war der Schultag lang, vielleicht steht ein Test an, oder es gibt ein kleines Tief – körperlich oder emotional. Auch wir Erwachsene kennen solche Tage. Und genauso wie wir wissen, dass ein Spaziergang, Sport oder ein Treffen mit Freunden uns wieder auf andere Gedanken bringt, ist es auch beim Tanzunterricht oft so: Nach wenigen Minuten in der Gruppe, mit Musik und Bewegung, ist die schlechte Laune wie weggeblasen.
Warum Regelmäßigkeit so wichtig ist
Gerade im Tanzunterricht – und ganz besonders im klassischen Ballett – baut alles aufeinander auf. Bewegungen, Koordination, Musikalität und Körpergefühl entwickeln sich schrittweise. Wenn Kinder regelmäßig kommen, entsteht eine wertvolle Kontinuität. Sie merken selbst, dass sie Fortschritte machen – und das motiviert ungemein. Längere oder häufige Pausen hingegen werfen sie ein Stück zurück, was dann wiederum zu Frust führen kann. Eine kleine „Unlust-Phase“ kann also schnell zum Stolperstein werden, wenn sie zur Gewohnheit wird.
Was Eltern tun können
1. Verständnis zeigen – und trotzdem ermutigen:
Statt sofort zu sagen „Jetzt reiß dich zusammen“, hilft es, kurz hinzuhören: „Du hattest einen langen Tag, oder?“ – und dann liebevoll zu bestärken: „Ich glaube, du wirst dich nach der Stunde wieder richtig gut fühlen.“
2. An positive Erlebnisse erinnern:
Sprecht über schöne Momente aus dem Unterricht, Freunde in der Gruppe oder die letzte Aufführung. Das ruft in Erinnerung, warum das Kind überhaupt angefangen hat – und was es schon alles erreicht hat.
3. Rituale schaffen:
Ein kleiner Snack vor dem Unterricht, ein ruhiger Moment im Auto, ein liebevoll gepackter Tanzbeutel – solche Rituale helfen Kindern, vom Alltag umzuschalten und sich auf das Tanzen einzustimmen.
4. Ziel in Sicht bringen:
Erinnere dein Kind an ein nahendes Ereignis: die nächste Prüfung, den Auftritt, das neue Trikot nach dem Wechsel in die nächste Stufe. So wird klar: „Ich bin ein Teil von etwas – und ich will dabei sein.“
5. Konsequent bleiben – mit Herz:
Wenn aus gelegentlicher Unlust ein Dauerzustand wird, kann ein Gespräch mit uns bzw. der jeweiligen Ballettlehrerin hilfreich sein. Gemeinsam lässt sich oft herausfinden, ob es eine echte Überforderung ist – oder ob es einfach ein kleiner Durchhänger ist, den man gemeinsam überbrücken kann.
Tanzen tut gut – gerade an müden Tagen
Viele Eltern berichten uns, dass ihr Kind nach der Stunde wie ausgewechselt war. Glücklich, energiegeladen, ausgeglichen. Denn Bewegung, Musik und soziale Nähe tun der Seele gut – gerade dann, wenn man vorher eigentlich keine Lust hatte.
Bleiben Sie also dran – mit Empathie, Vertrauen und ein bisschen liebevoller Konsequenz. Denn oft sind es genau diese „Ich will heute nicht“-Tage, die am Ende die stärksten Lernerfahrungen bringen.